Und wieder ist es passiert…

Das Foto zeigt eine Zeichnung der Sykline von Mannheim, darunter das Wappen von Baden-Württemberg. Über der Skyline steht "Einer von uns." Das gesamte Bild gleicht einer Bleistiftzeichnung und ist in Schwarz-Weiß gehalten.

Am Freitag, dem 31. Mai 2024, sind ein Polizist und sechs weitere Personen durch Messerstiche auf dem Marktplatz in Mannheim zum Teil schwer verletzt worden. Am Sonntagnachmittag ist Rouven, ein Kollege aus Mannheim, leider verstorben. Die intensiven Bemühungen, sein Leben zu retten, hatten keinen Erfolg.

Dieser Angriff kam wie aus dem Nichts – er war nicht vorhersehbar, wohl auch von hinten ausgeführt. Rouven hatte wohl keine Chance auf eine Abwehrmöglichkeit. Wut und Ohnmacht begleiten mich beim Schreiben dieser Zeilen. Auch die Frage: Wie kommt jemand dazu, so zu handeln? Ich habe darauf keine Antwort. Es bleiben Sprachlosigkeit und Fassungslosigkeit angesichts einer solchen Tat.

Aber da kommen mir noch andere Gedanken in den Sinn: Dies hätte auch in Ludwigshafen passieren können oder anderswo. Wir in der Pfalz fühlen uns an den 31. Januar 2022 erinnert. Die Gewalt gegenüber Angehörigen der Blaulichtfamilie mehrt sich – sie nimmt zu. Das Bundeskriminalamt hat in seiner Statistik den Widerstand gegen und tätlichen Angriff auf die Staatsgewalt im Bundesgebiet im Jahr 2022 mit 42.013 Fällen angegeben. Im Jahr 2019 lag dieser noch bei 36.959 Fällen. Hier ist jeder Fall ein Fall zu viel.

Wenn wir nun auf Mannheim schauen, haben sich am Montag, dem 3. Juni 2024, über 8.000 Menschen in Mannheim versammelt, um Rouven zu gedenken. Dies ist ein ermutigendes Zeichen – an einem „gewöhnlichen“ Montag finden sich so viele Menschen ein, um ein Zeichen gegen die sinnlose Gewalt gegen einen Polizeibeamten zu setzen. Diese Solidarität und dieses Mitfühlen können Einsatzkräften den Rücken stärken und können damit deutlich machen: Ihr Dienst für unsere Gemeinschaft ist unverzichtbar und unersetzbar.

Meine Gedanken sind bei der Familie von Rouven. Ob diese Solidarität Ihnen Trost spendet, das weiß ich nicht. Vielleicht erreichen diese unzähligen Beileidsbekundungen sie in einer späteren Phase Ihrer Trauer.

Wir jedoch sollten innehalten und für Rouven, seine Familie und Angehörigen und die gesamte Polizeifamilie beten und hoffen, dass sie Unterstützung in ihrem unmittelbaren Umfeld erfahren.

Ihr/Euer Matthias Orth, Polizeiseelsorger des Bistums Speyer


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